Im Heft I/2012 der Federwelt führte Andreas Wilhelm ein Interview mit Nele Neuhaus. Er fragte die Schriftstellerin, wie sie denn zum Schreiben gekommen sei und wie sie ihre Themen finde?
Das Interview mit Nele Neuhaus liegt nun 10 Jahre zurück. Inzwischen sind viele ihrer Bücher verfilmt worden, sie gründete eine Stiftung zur Förderung der Lese-, Schreib- und Sprachkompetenz von Kindern und Jugendlichen und ist Mitglied in der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland.
Auf ihrer Website lässt uns Nele Neuhaus teilhaben an ihrem Werdegang zur Schriftstellerin und begründet, warum man seine Träume leben sollte.
Im Laufe ihres Schaffens veränderte sich die Art zu schreiben, erzählt die Autorin. Zu Beginn ihrer Kreativzeit hätten sich Handlung und Charaktere beim Schreiben entwickelt. Inzwischen hat Nele Neuhaus längst eine Lektorin und es gibt eine Struktur und einen Plan bei der Arbeit. Eine Art Drehbuch mit einem plastischen Szenenplan werde erschaffen. Wenn das Gerüst stehe, gehe es an die Ausarbeitung in Abstimmung mit der Lektorin.
Aber Schreibende können noch so gut Technik und Abläufe einbauen, Kreativität lässt sich nicht Handbüchern entnehmen. Worte, Ideen, Themen werden in dir geboren, entwickeln sich und kommen dann, wohlbehütet in Strukturen oder als Wildtyp ans Tageslicht. Auch Nele hat dieses ‚Schreiben müssen‘ in sich getragen und schon früh geteilt.
Autorin ist man, ganz unabhängig von Verkaufszahlen und einem Verlag, der einen unterstützt. Schreiben ist leben, atmen, sein.
Und meine Gedanken, kommen sie in Gedichtform, als Erzählung oder als ‚handelnde Dichtung‘ zum Vorschein, gehören mir. Ich kann sie aber nicht in mir behalten, sie suchen den Weg heraus, auf ein Blatt Papier, auf die SSD meines Rechners. Nele Neuhaus reichte es nicht, ihre Figuren daheim einzusperren. Sie hat ihnen die Tür hoch gemacht und sie mit der Welt geteilt.
Und die Schriftstellerin ist noch einen Schritt weiter gegangen. Ihre Personen sind erwachsen, selbstständig geworden. Sie haben sich in den zahlreichen Buchverfilmungen einen eigenen Charakter zugelegt, sind andere Wege gegangen, als ihre Schöpferin sich ausgedacht hat. Nele Neuhaus hat ihre Figuren loslassen wollen, loslassen müssen, weil das Drehbuch es erzwungen hat.
Schreiben hat manche Facetten, die sich ungewollt verselbstständigen und den Schreibenden mitziehen. Der Blick hinter die Kurve ist erst möglich, wenn ich sie erreicht habe.