Politik des Büchermachens

Die Politik des Büchermachens war Gegenstand des diesjährigen XXVII. Mainzer Kolloquiums, das die Mainzer Buchwissenschaft und der Verein der Freunde zusammen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft am 28. Januar 2022 veranstaltete, diskutiert aus verschiedenen Perspektiven. Thema des jährlich stattfindenden Kolloquiums war diesmal „Buch, Identitäten und die Freiheit der Sprache. Zur Politik von Verlagen in Zeiten aufgeheizter Debatten“. Gastgeber des Kolloquiums war der Mainzer Buchwissenschaftler Gerhard Lauer.

XXVII. Mainzer Kolloquium 2022

Gäste des auch in diesem Jahr pandemiebedingt virtuell veranstalteten Kolloquiums der Mainzer Buchwissenschaft waren u. a. Karin Schmidt-Friderichs und Dr. Torsten Casimir vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Tobias Voss, Mitglied der Ge­schäftsleitung der Frankfurter Buchmesse, Monika Osberghaus vom Klett Kinderbuch Verlag, der Schriftsteller Matthias Politycki und Wolfgang Matz, langjähriger Lektor beim Hanser-Verlag.

Andreas Platthaus, verantwortlicher Redakteur für Literatur und literarisches Leben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ausgestattet mit dem Hessischen Kulturpreis, schreibt im Feuilleton der Samstagsausgabe am 29.01.2022 (online bereits am Abend vorher) von „Empfindlichkeiten allerorten“. Die vier Panelgäste hätten in eindrucksvollen Beiträgen belegt, was das Büchermachen heute bedrohe: übertriebene Vorsicht angesichts von Identitäts- und Diversitätspolitik. Und Andreas Platthaus fordert:

Wer die Literatur verteidigen will, muss auch offen reden.

Nun sind Verlegende und Schreibende nicht zwangsläufig die selbe Seite einer Münze, es geht ums Geld – bei beiden. Hehres Beharren auf der eigenen, als universell richtig verstandenen Position, kann beim wöchentlichen Kassensturz einen spürbaren Unterschied machen.

Von der Kunst allein kann man nicht leben. Ich hatte eine Familie zu ernähren, da muss man auch mal Zugeständnisse machen.

Das antwortet Michael Degen, Theater- und Filmschauspieler und Schriftsteller, freimütig im F.A.Z.-Interview anlässlich seines 90. Geburtstages. Eine notwendige Ernsthaftigkeit beim Spielen sei immer da gewesen.

Und beim Schreiben? Bestimmt mich der Mainstream, treibt mich, was gerade weltweit oder in meiner kleinen Geschichtenbubble trendet? Ist denn überhaupt zu unterscheiden, ob ich gerade ein Thema besetze, weil es in mir gewachsen, ‚gereift‘ ist oder ob es Einzug in mich gehalten hat, weil gerade die ‚literarische‘ Welt davon beeindruckt ist? Und ist das eine verwerflicher als das andere? Ist Geld verdienen (müssen) per se etwas Negatives? Erwächst allein deshalb daraus Minderwertiges?

So einfach ist es nicht, das Schreiben nicht, das Auswählen von Geschichten aber auch nicht. Verlage (Verleger:innen) brauchen neben lang geübtem Handwerk auch ein ‚glückliches Händchen‘. Für die großen Player geht es um die ‚große‘ Literatur. Einfach nur erzählen, Geschichten aufschreiben, muss frau/man sich auch leisten wollen und können. Und dann, wenn der Text Eingang gefunden hat in die Öffentlichkeit, ist dann Leere da oder vielleicht Fülle?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.